
La Paz/El Alto, Bolivien (17.-20.09.2019), 3 Millionen Einwohner, 3660 - 4100 m
Das Häusermeer im Altiplano ist schon früh zu sehen. Wir landen auf dem Flughafen in El Alto und freuen uns, dass wir eine Stunde gewonnen haben. Mit dem Taxi geht es herunter nach La Paz, das sind schon deutsche Mittelgebirgsabfahrten.
Diese Lage in einem Canyon, unterhalb des bolivianischen Altiplano, das sich noch bis an die chilenische Grenze im Süden und immer auf 4000 - 5000 Metern dahinzieht, ist einmalig. Trotzdem ist die Stadt architektonisch auf den ersten Blick kein Hingucker. Man braucht etwas Zeit, um sich hier hineinzufühlen. Unglaublich hektisch geht es zu. Der Verkehr ist auch hier ungeheuerlich, aber La Paz hat da schon Lösungen, die spannend sind: „Mi Teleférico“ ist ein kleines modernes Wunderwerk. Inmitten von Verfall, Unordnung und Chaos haben die Bolivianos in kurzer Zeit mit einer österreichischen Firma ein Mammutprojekt gestemmt. Bis 2020 werden insgesamt 11 Linien betriebsbereit sein. Zunächst kritisiert, kann man täglich sehen, dass die Seilbahn von der Bevölkerung immer besser angenommen wird - und der Blick über die Stadt ist einmalig. Wir haben jeden Tag ein paar Linien ausprobiert.
Ansonsten hat La Paz ein ewig quirliges Markttreiben, das uns sprachlos und schwindlig macht. Hier einzutauchen ist Pflicht, aber immer aufpassen, dass man gesund und ohne Verluste wieder auftaucht. Hier gibt es alles, was man bisher nicht brauchte. Wenn du allerdings konkret etwas suchst, bist du verloren. Das Ungewöhnlichste sind sicherlich die Stände auf dem „Hexenmarkt“. Getrocknete Lamaföten sind nur eine absonderliche Devotionalie, die man sich als Opfergabe für Pachamama an jedem Stand kaufen kann. Wir haben dann doch lieber Jacken, Schals und T-Shirts gekauft, die man in unzähligen Shops und Ständen („alles Babyalpaka Amigo“) nach Herzenslust probieren kann.
Kulinarisch war das vegetarische Restaurant einer schwedischen Auswanderin unser Highlight - „Bolivia Green Kitchen“: Endlich mal gutes Frühstück und frische Salate ohne durchgehuddeltes Pollo und ohne Mais!!! (in der Sagárnaga 315) So langsam kann man sich hier zum Vegetarier wandeln, weil das häufig einfach auch leckerer ist und nicht die Gefahr einer nächsten Diarrhö beinhaltet. Wer das Fleisch auf dem Markt liegen sieht, die Sonne scheint drauf und es riecht auch sehr streng, hat keinen Heißhunger mehr auf die typischen bolivianischen Fleischgerichte und Würste. Außerdem haben wir uns in das „Writers Coffee“ (https://www.thewriterscoffee.com/ ) samt integrierter Buchhandlung verliebt. Hier gibt es den besten Kaffee der Stadt mit unendlichen Variationen - und die Krönung ist die Schokotarte!
Die Umgebung von La Paz ist wundervoll. Die Bergriesen des Illimani (6439 m) grüßen von vielen Plätzen der Stadt, am schönsten sieht man sie in der Teleférico. Wir haben einen Ausflug zum Chacaltaya gemacht: Von 5435 m aus in das Altiplano und hinüber zu den umliegenden 6000ern schauen - etwas atemlos, aber beseelt! Auch hier ist die Klimaveränderung spürbar. Chacaltaya war einmal die höchste Skipiste der Welt und ist nun stillgelegt, der Schnee ist weg.
Das „Valle de Luna“ (ausgewaschene Felsformationen) hat uns an die Tatacoawüste in Kolumbien erinnert. Leider haben die Bolivianer schon reichlich Landschaft verdorben. La Paz frisst sich immer weiter hinaus in die Landschaft. Nur ein kleiner Teil ist nun als Naturpark abgetrennt.
Mit dem Nachtbus geht es weiter nach Uyuni.
(Fotos zu La Paz findet ihr hier: https://www.schoenwegsein.de/fotoalbum-erlebnis-südamerika/bolivien/la-paz/ )

Salar de Uyuni (20.-23.09.2019); 3653 m
Gut ausgeschlafen und gespannt auf die Landschaft, die uns Guillermo, unser Fahrer, die nächsten drei Tage präsentieren wird, geht es mit dem Jeep gegen 11.00 Uhr in die Wüste. Wir sind insgesamt sechs: Toni und Ruben verstärken die deutschen Farben, Taka kommt aus Japan. Während wir mit Toni und Ruben schnell ins Gespräch kommen, ist Taka eher der Schweiger. Er fühlt sich neben Guillermo als Beifahrer aber sichtlich wohl. Taka will weiter nach Chile, wir anderen werden die ganze Runde mit Guillermo zurück nach Uyuni machen.
Station 1: Der „Cementerio de los Trenes“ ist im Rückblick eher eine touristische Randnotiz. Wer sich für Eisenbahnen interessiert, wird das vielleicht anders sehen. Immerhin handelt es sich hier um den größten Eisenbahnfriedhof der Welt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war Uyuni ein wichtiger Streckenort für die Züge, die Edelmetalle und Salze an die Pazifikküste brachten. In den 1940er Jahren brach die örtliche Industrie zusammen und die etwa 100 Lokomotiven und Wagen wurden dem Verfall preisgegeben.
Station 2: Dann ging es auf den Salzsee. Unendliches Weiß glänzt in der Sonne. Diese Weite ist unbeschreiblich. Der See misst fast 11.000 km2. In einem Salzhotel gab es Mittag, alles ist hier aus Salz: Tische, Stühle, Bar ...
Lange Pausen für Fotospielchen sind in der Tour inbegriffen (siehe Fotoalbum). Am Nachmittag erreichen wir die Isla Incahuasi, ein weiteres Naturwunder, das sich mitten im Salzsee erhebt. Meterhohe Kakteen bevölkern die Insel. Die ältesten Exemplare der Echinopsis atacamensis sind über 1200 Jahre alt. Vor dem weißen Hintergrund des Salzsees kann man sich an diesem Bild gar nicht genug satt sehen. Guillermo bemüht sich redlich, uns ein Traumbild nach dem anderen zu präsentieren. Wir haben den Eindruck, er freut sich selbst über die Schönheit seiner Heimat und es wird ihm nie langweilig, immer wieder mit dem Jeep durch diese Landschaft zu rauschen. Nach dem obligatorischen Sonnenuntergang geht es in die Unterkunft, wir übernachten in einem Salzhostal, es wird schnell kalt, aber wir schlafen gut. Vorher bestaunen wir den sternenklaren Südhimmel (siehe Fotoalbum).
Station 3: Am Morgen machen wir uns früh auf den Weg. Sonnenaufgang auf dem Salzsee muss man sich erarbeiten (Frühstück 5.00 Uhr). Wir fahren danach auf holprigen Staubpisten in die Wüste. Die Landschaft ändert sich minütlich. Der Blick aus dem Jeep schwelgt in die Ferne, zu den schneebedeckten Vulkanen, dann wieder auf Lagunen mit Flamingokolonien oder auf rote Lavafelsen, die sich wie die Kulisse für einen Mondlandungsfilm ins Blickfeld schieben. Unser Mittagessen wird freundlich mit einer Gruppe Chinchillas geteilt, die ganz offensichtlich Guillermos Picknickplätzchen schon genau kennen und auf die Reste lauern.
Station 4: Mit der Laguna Colorada erreichen wir den „Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa“. Nach ausgiebigem Flamingofotoshooting geht es in das Hostal. Diese Nacht wird richtig kalt. Wir befinden uns auf einer Höhe von 4300 m, es gibt hier keine Heizungen und die Nächte bieten immer Frosttemperaturen. Umso schwieriger ist das Aufstehen um 4.30 Uhr, damit wir den Nationalpark noch gut durchstreifen können. Den Vulkan Licancabur (5920 m) im Blick, erreichen wir das Geysirfeld Sol de Mañana. Wir lassen die vielen Touristengruppen an den heißen Quellen an der Laguna Chalviri passieren. Taka fährt weiter in Richtung Chile und wir freuen uns, dass wir die Thermalquellen für uns allein haben: In heißem Wasser sitzen und auf die Lagune schauen, wo Flamingos ihre Morgentoilette verrichten - einmalig!
Station 5: Guillermo fährt wie ein Rallyeweltmeister. Zwischendurch halten wir immer wieder an landschaftlich schönen Stellen. Besonders schön ist die Felslandschaft um die Laguna Negra/Catal. In der Trockenzeit kann man durch das Flusstal wandern und sich die grüne Oase mit Alpakas und Lamas teilen.
Als wir erschöpft Uyuni erreichen, müssen wir uns zuerst von Guillermo und später auch von Toni und Ruben verabschieden. Mit Ihnen werden wir nun ein Leben lang die aus unserer Sicht bisher eindrücklichsten Bilder unserer Reise verbinden.
(Fotos: https://www.schoenwegsein.de/fotoalbum-erlebnis-südamerika/bolivien/salar-de-uyuni/ )

Copacabana/Titicacasee (24.09.-27.09.2019); 5500 Einwohner, 3857 m
Ziemlich abgekämpft erreichen wir gegen Mittag das kleine Städtchen Copacabana am Titicacasee. Unser Nachtbus aus Uyuni erreicht schon kurz vor sechs La Paz und wir bekommen sofort Anschluss. Es bleibt gerade noch Zeit zum Zähneputzen, allerdings ist das in den öffentlichen „Baños“ kein Zuckerschlecken. Ähnlich wie beim Umgang mit Müll kann man den fatalistischen Hang der Einheimischen hier deutlich spüren. Warum man für ein Baño Geld einnimmt und dann nichts für die Reinhaltung investiert, ist unklar. Die Leute verhalten sich hier, als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist leider auch in Copacabana nicht anders. Das Städtchen liegt so traumhaft in einer Bucht am Titicacasee, dass man an das Mittelmeer denkt: Wunderbares türkisblaues Wasser, Boote dümpeln im gleißenden Sonnenlicht, mit Ginster und Stieleichen bedeckte Steilhänge ragen aus dem See hinauf. Wir steigen den Cerro de Calvario hinauf. Entlang des steilen Anstiegs symbolisieren 14 Kreuze den Leidensweg Christi - Copacabana ist der wichtigste Pilgerort Boliviens. Aber ein Leidensweg ist es auch für jeden Naturliebhaber. Der ganze Hang gleicht einem Müllberg. Den Pilgern scheint alles egal, Hauptsache die Kreuze werden geschlagen, wohin die Wasserflaschen wandern, spielt keine Rolle (siehe Foto). Der Blick auf Copacabana hinab ist wunderschön - für uns nach diesem Erlebnis aber ein stark eingetrübtes Vergnügen. Das Städtchen verdankt seine Berühmtheit der Statue der Virgen de Copacabana. Die Jungfrau ist die Schutzheilige der Stadt und seit sie von einem christianisierten Inkanachfahren im 16. Jahrhundert zu einer kleinen Schnitzerei verewigt wurde, vollbringt sie Wunder. Ihr Ruf eilte bis an die Strände Rio de Janeiros, wo eine kleine Kapelle und später der nahe Strand den Namen übernommen haben. Mit dem Geld aus den Pilgerströmen hätte man sich auch die Seepromenade etwas aufhübschen können - aber egal. Eine Bootsfahrt über den glasklaren See zur Isla del Sol ist trotzdem ein bleibendes Erlebnis. Die Insel ist im Gegensatz zum Festland ein Idyll, das sehr aufgeräumt und sauber ist. Ein schöner Weg führt hinauf und an Gärten, Hostals und kleinen Häusern vorbei. Die Familien der Insel haben sich hier eine schöne Mischung aus lebenswerter Abgeschiedenheit und Tourismus bewahrt - hier wird alles durch die Einheimischen verwaltet und entschieden. Auch die Boote selbst werden nur von Inselbewohnern gesteuert.
Wir verabschieden uns von Bolivien und fahren um den See herum nach Puno/Peru.
(Weitere Fotos: https://www.schoenwegsein.de/fotoalbum-erlebnis-s%C3%BCdamerika/bolivien/copacabana-titicacasee/ )
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